Sports Flash hat Lars Lammich, den Initiator des Sportpiraten-Projektes, in seiner Kajüte getroffen und mit ihm über seine Motivation und seine Ziele gesprochen.
SF: Lars, wie bist Du auf die Idee gekommen, das Projekt „Sportpiraten“ beim TSV Schwabmünchen an den Start zu bringen?
LL: Als ausgebildeter DiplomSportlehrer und begeisterter Sportler war es mir schon immer eine Herzensangelegenheit, vor allem Kindern die Faszination des Sports zu vermitteln und sie zu lebenslangem Sporttreiben zu motivieren. Meine berufliche Laufbahn hat mich dann allerdings in den Bereich des Sportmarketings geführt, wo ich mit der sportlichen Ausbildung von Kindern natürlich nichts zu tun hatte. Vor knapp zwei Jahren ergab es sich dann, dass ich zunächst einmal pro Woche das Handball-Training meiner groß- en Tochter übernommen habe. Dabei habe ich dann schnell gemerkt, wie viel Spaß mir die Arbeit mit Kindern macht und ich habe beschlossen, in diesem Bereich ein wenig mehr Gas zu geben. Die Idee der „Sportpiraten“ war geboren.
SF: Du hättest doch auch einfach das Team Deiner Tochter übernehmen und eine schlagkräftige Handball-Mannschaft formen können. Schließlich warst Du selber ein ganz passabler Handballer und hast im Rahmen Deines Studiums sogar eine Ausbildung als C-Lizenz-Trainer absolviert.
LL: Das habe ich zunächst auch getan, aber im Rahmen der Trainingsgestaltung schnell gemerkt, dass Kinder im Alter zwischen 6-10 Jahren eine viel umfassendere und weniger spezialisierte sportliche Ausbildung benötigen. Sie sind dann im perfekten Lernalter, um ihre motorischen und koordinativen Fähigkeiten optimal zu entwickeln. Darüber hinaus schaffen vielfältige Bewegungserfahrungen einen guten Ausgleich zur bewegungsarmen Umwelt unserer Kinder heute – und genau diese Bewegungsvielfalt möchten wir den Kindern bei den Sportpiraten bieten!
SF: Das heißt, Ihr spielt gar kein Handball bei den Sportpiraten?
LL: Doch, natürlich! Egal, ob wir rennen, springen, über eine Bank balancieren oder eine Rolle vorwärts machen – der Handball ist meistens mit dabei. Aber er wird eben auch mal mit dem Fuß jongliert oder es wird zum Aufwärmen Basketball gespielt. Turnerische Grundelemente, andere Ball-Sportarten sowie Elemente aus der Leichtathletik sind somit feste Bestandteile unseres Sportpiraten-Trainings. Um diese nicht-handballspezifischen Themen punktuell zu vertiefen, werden wir gelegentlich auch von Übungsleitern anderer Abteilungen unterstützt, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte.
SF: Habt Ihr am Wochenende auch klassische Handball-Spiele?
LL: Na klar! Sowohl die Minis als auch die EJugend spielen im Rahmen von kleinen Spieltagen gegen andere Handball-Mannschaften. So darf sich unser älterer Jahrgang gleich im ersten Jahr mit den besten fünf Teams in ganz Schwaben messen. Dabei bietet der gemeinsame sportliche Wettkampf eine Vielzahl wertvoller Erfahrungen und stärkt den Teamgeist – übrigens auch bei den Eltern, die Ihre Kids häufig in einem eigens gekaperten Elternbus zu den Spielen begleiten!
SF: Und wenn Du merkst, dass einer Deiner Jungs besser Fußball als Handball spielt? Schickst Du ihn dann zum Fußball?
LL: Warum nicht? Ich habe generell kein Problem damit, wenn sich Kinder aus persönlichem Antrieb für eine andere Sportart oder ein anderes Hobby entscheiden. Hauptsache, Sie treiben überhaupt Sport und sind mit Begeisterung und Spaß bei der Sache – egal, ob beim Handball, Fußball, Judo, Turnen oder einer anderen Sportart.
SF: Warum betonst Du das mit dem persönlichen Antrieb so ausdrücklich?
LL: Es ist leider so, dass manchmal nicht die Kinder, sondern die Eltern die Sportart oder die Freizeitaktivitäten für ihre Kinder auswählen. Da stehen dann weniger die Wünsche des Kindes im Vordergrund, sondern oftmals auch ganz pragmatische Beweggründe der Eltern wie z.B. „Die Trainingszeiten passen nicht in unseren Wochenplan!“, „Wir wollen unsere Wochenend-Planung nicht nach dem Sport richten!“ oder „Schule geht vor!“.
SF: Ja geht die Schule denn nicht vor?
LL: Natürlich steht die schulische Ausbildung auch bei unseren eigenen Kindern an erster Stelle, aber das sollte nicht dazu führen, dass der Sport gänzlich aus dem Wochenplan des Kindes verschwindet. Das Kind muss auch mal abschalten und den Kopf frei bekommen, dafür ist der Sport geradezu ideal. Außerdem schult Bewegung nicht nur die Ausdauer und die Motorik, sondern führt nachweislich auch zu besseren kognitiven und damit auch schulischen Leistungen.
SF: Also sind Eure Sportpiraten nicht nur mutig, stark und fair, sondern auch noch klug?
LL: Na klar, das steht außer Frage! 😉
SF: Danke für das Gespräch, Käpt´n Lars und viel Erfolg auf Deinem Kurs!