Viel Power, starke Abwehrleistungen und insgesamt Jugendhandball auf dem erwartet hohen Niveau bekamen die vielen Zuschauer beim Bundesligaheimspiel der weiblichen A-Jugend gegen den HC Erlangen zu sein. Nach 60 emotionalen und lange Zeit sehr spannenden Minuten mussten die Schwabmünchnerinnen eine am Ende sicher zu hoch ausgefallene 21:27 Niederlage hinnehmen.
Bereits am Freitagabend beim Abschlusstraining mit anschließendem Team-Nudelkochen war die Vorfreude der jungen Schwabmünchnerinnen fast mit Händen greifbar gewesen. Die Teilnahme an der Jugendbundesliga 22/23 ist nach sechs erfolgreichen Jahren ohne Frage das Highlight der bisher an sportlichen Höhepunkten nicht armen Karriere der gelb-blauen Talente. Als die Mannschaft nach dem gemeinsamen Frühstück rund gut zwei Stunden vor Spielbeginn in die Halle kam, staunten die Mädchen nicht schlecht und waren auch ziemlich angefasst. „Team alt“ (in Wirklichkeit höchsten 25 Jahre) der Bayernligafrauen, in der ja auch viele Jugendspielerinnen im Kader stehen, hatte sich unglaublich in Zeug gelegt und Halle und Kabine mit vielen kleinen Überraschungen und den auf den letzten Drücker eingetroffenen neuen Trikots für jeden Spielerin individuell vorbereitet.
Warten auf die Schiedsrichter
Es war also angerichtet und so war es bei der Kabinenansprache 60 Minuten vor Spielbeginn gefühlt die Hauptaufgabe des neuen Coaches Holger Hübenthal, seinen Spielerinnen ein wenig aus der massiven Umklammerung von Anspannung und Nervosität zu helfen. Beim Aufwärmen in der Halle sah es dann wie erwartet schon ein gutes Stück lockerer aus, was dann allerdings fehlte, waren die Schiedsrichter. Das aus Freiburg eingeteilte Gespann kämpfte sich bereits seit dem Morgen durch mehrere Staus auf der einfach fast 350 Kilometer langen Strecke. Über Aufwand und Kosten für alle Beteiligten auch in einer Jugendbundesliga kann man hier sicher diskutieren. Letztlich trafen die beiden dann doch ein und das Spiel wurde um 15.30 Uhr mit einer halben Stunde Verspätung angepfiffen.
Vorrunde fast im K.O.-System
Die Erlangerinnen waren mit einer sehr ähnlichen Aufstellung nach Schwabmünchen gekommen, die noch im Sommer das deutschen Final 4 erreicht hatte und waren so fraglos favorisiert. Bei allem großen Talent im Schwabmünchner Team fehlen den Gelb-Blauen einfach noch genau diese Spiele auf hohem Niveau, eine Erfahrung, die sie in diesem Jahr hoffentlich noch möglichst umfangreich sammeln dürfen. Der Modus der Jugend-Bundesliga lässt bei den Mädchen mit einem fast Playoff-ähnlichen Charakter allerdings kaum Spielraum zur Eingewöhnung. Neben Erlangen und Schwabmünchen spielen noch Kornwestheim und Würm/Mitte an nur drei Spieltagen um zwei Plätze für die Zwischenrunde zur deutschen Meisterschaft. Die Drittplatzierten qualifizieren sich noch für den sogenannten Deutschlandpokal, für die Vierten ist die Jugendbundesliga bereits Mitte November wieder Geschichte.
Im Zeichen der Abwehrreihen
Von Beginn an wurde schnell klar, dass beide Teams sich vorgenommen hatten, das Spiel über die Abwehrreihen auf ihre Seite zu ziehen. Dabei ging es in den Zweikämpfen alles andere als zimperlich zur Sache, allerdings wurde das bayerische Duell trotz vieler Emotionen auch bei den Offiziellen nie unfair ausgetragen. Die HCE-Mädchen erwischten bis zum 1:3 den besseren Start, ehe die erste Zeitstrafe der Gäste und das gute Schwabmünchner Überzahlspiel das Ergebnis auf 3:3 stellten. In der Folge entwickelte sich ein zähes Ringen mit wechselnden Führungen ehe die sich zuletzt sehr gut entwickelnde Linksaußen Julia Franz mit zwei Treffern in der Schlussphase der ersten Halbzeit den 11:10 Pausenstand für die Gelb-Blauen auf die Anzeigetafel brachte.
Vergebene Chancen
Mit dem Gefühl auf Augenhöhe unterwegs zu sein hielten die Schwabmünchnerinnen angetrieben über die Rückraumachse mit Lea Lammich, Luisa Merkle und Julia Birnkammer die Partie weiter absolut offen. Ein Lob geht in dieser Phase auch fraglos an die stark haltende Torhüterin Sophie Hertle. Es ist schwer zu sagen, wie die Partie ausgegangen wäre, hätten die Gelb-Blauen nicht zwischen der 45. und 50. Minute gleich mehrere klare Einwurfchancen ungenutzt gelassen. Hier muss man einfach aber auch anerkennen, dass auch der HCE eine ganz starke Keeperin hatte, die ihre wackelnde Mannschaft auf Kurs hielt. Beim 18:19 (51.) schien noch alles offen, doch drei schnelle Erlanger Treffer brachen den Widerstand der auch kräftemäßig im roten Bereich laufenden Schwabmünchnerinnen. Am Ende feierten die Gäste einen 27:21 Erfolg, der sicher um einige Treffer zu hoch ausgefallen ist.
Trotzdem positives Fazit
Trotz der gerade bei den Spielerinnen extrem großen Enttäuschung zog Trainer Holger Hübenthal ein insgesamt positives Fazit. „Das Team hat sich nach einer schwierigen Vorbereitung insgesamt wirklich toll präsentiert. Leo und Somma (aktuell verletzt) fehlen uns natürlich und Anja und Patti kehren nach zum Teil längeren Verletzung gerade erst in die Mannschaft zurück. Wir müssen in den Trainingswochen zum sicher vorentscheidenden Spiel in Kornwestheim einfach gut arbeiten und die vielen positiven Ansätze aber auch die sicher vorhandenen Schwächen aus der Niederlage gegen Erlangen aufarbeiten. Ich glaube, wir haben trotz der jetzt schwierigeren Ausgangssituation nach wie vor gute Chancen im Rennen der Jugendbundesliga zu bleiben.“
TSV Schwabmünchen: Sophie Hertle, Lara Rettermeier (Tor); Julia Franz (4), Patrizia Haslauer, Julika Birnkammer (3), Anja Müller, Lea Lammich (7/3), Sesil Incidelen, Laetizia Michael (1), Luisa Merkle (3/1), Cosima Würdinger (2), Janine Schanda, Kim Bartosch, Alicia Staigmüller (1);