Sechs ganz Große hören auf

Nach fast 25 Jahren Handball beenden die Schwabmünchner Legenden Peter Bürgle, Manuel Reinsch, Tobias Müller, Andreas Müller, Alexander Kreutz und Matthias Gerlich ihre Karrieren als aktive Spieler.

Peter „PJ“ Bürgle, Manuel „Ente“ Reinsch, Tobi Müller, Andy Müller, Alex Kreutz und Matthias „Matte“ Gerlich begannen ihre Spielerkarrieren alle um die Jahrtausendwende und prägten die Handballabteilung des TSV Schwabmünchen seit ihren Jugendjahren. In den Spielzeiten 2004/2005 und 2005/2006 feierten sie in der B- und A-Jugend mit der Qualifikation für die Bayernliga einen bis dahin nie da gewesenen Erfolg und waren schon damals das Aushängeschild der Abteilung.

PJ folgte 1998 seinen Grundschulfreunden Christian Weichel, Bastian Radloff, Andreas Lerch, Dominic Schikor & Co. ins Handballtraining. Als seine Mutter ihn nach einem seiner ersten Trainings abholte und hörte, wie der damalige Trainer Holger Hübenthal „mit seiner gewohnt zurückhaltenden Stimme die komplette Halle füllte“, war sie sich sicher, dass der damals eher zart besaitete Peter diese Sportart nicht lange betreiben würde. Doch es kam ganz anders: PJ gewöhnte sich schnell an das Handballklima und wurde im Rückraum zu einer großen Stütze seines Teams. Innerhalb kürzester Zeit infizierte er zuerst seine Familie und dann die gesamte Nachbarschaft mit dem Handball-Virus. PJ tauchte intensiv ins Vereinsleben ein, betrieb seinen Sport bis zuletzt kompromisslos und opferte fast seine gesamte Freizeit für seine Leidenschaft.

Ente stieß 2002 in der D-Jugend zum Handball und bewies schnell, dass wahre Größe nichts mit den Körperabmessungen zu tun hat. Als Flügelflitzer, aber auch Mittespieler überzeugte er durch seine Schnelligkeit. Neben dem Spielfeld war sich Ente nie zu schade mit anzupacken und seinen Verein in allen Belangen zu unterstützen. Ente ist ein Mann der klaren Worte, geht offen auf alle zu und pflegte stets den Kontakt zu den Zuschauern. Auch er trug seine Handballbegeisterung weiter: Neben seinen Eltern, die zu den treusten Fans des Schwabmünchner Handballs gehören, steckte er auch seinen Cousin Labi an und ging in der letzten Saison noch mit dem Nachwuchstalent zusammen auf Torejagd. Zuletzt entwickelte sich Ente aufgrund der Verletzungsmisere im Team zum Allrounder und zeigte zum Abschluss seiner Karriere, dass er das Spiel auf nahezu jeder Position beherrscht.

Tobi Müller startete seine Handballkarriere 2000 in der C-Jugend. Als beidhändiger Werfer etablierte er sich auf den Außenbahnen, agierte aber in den letzten Jahren zeitweise auch am Kreis oder im Rückraum. Tobi wandelte seine Emotionen auf dem Spielfeld gerne in Taten um und pflegte eine ganz besondere Beziehung zu seinen Gegenspielern. Daraus resultierende Zeitstrafen für ihn waren aber in den meisten Fällen natürlich nicht berechtigt. Abseits des Spielfelds präsentierte sich Tobi dann meist recht zahm. Auf die Frage, was ihm aus seiner Handballzeit am meisten in Erinnerung bleiben wird, hat Tobi eine klare Antwort: Parteiball.

Andy folgte seinem Bruder in die Handballabteilung und dabei passte seine Spielweise gut zu seinem Lieblingslied in der Jugend: Feuer frei! Auf der Platte gab jede Faser seines Körpers immer 120%, was ihn zeitweise für seine Gegenspieler im Rückraum unhaltbar machte. Neben dem Spielfeld entwickelte sich Andy zum Liebling der Fans – nicht nur der weiblichen. Seine freundliche und offene Art machte sich auch auf dem Spielfeld bemerkbar, denn man konnte wohl kaum einen netteren Gegenspieler als Andy haben.

Matte begann seine Handballkarriere um die Jahrtausendwende in der C-Jugend von Mindelheim und wechselte in der B-Jugend zum TSV Schwabmünchen. Der Rückraumlinke trug maßgeblich zu den beiden Qualifikationen für die Bayernliga bei. Die Schwabmünchner verfolgten in den anschließenden Jahren seine Karriere mit großen Augen. Als er 2021 seine Ausbildung zum Polizisten begann und wieder in die Nähe der Heimat zurückkehrte, wurde er wieder für Schwabmünchen aktiv. In den folgenden Jahren war er Vorbild und Lehrmeister für die Spieler der ersten Männermannschaft, die im wahrsten Sinne des Wortes alle zu ihm aufsahen. Auch nach dem Spiel stellte er sich gerne für einen Plausch oder eine Spielanalyse auf der Tribüne zur Verfügung.

Alex wechselte als Spätberufener in der B-Jugend vom Basketball zum Handball. In Malte Knoke fand er schnell sein großes Vorbild und eiferte diesem nicht nur in Sachen Kreisläuferspiel nach. Einige Jahre später wurde er auch als Jugendtrainer aktiv und coachte unter anderem Felix Hänsel, mit dem er zu seiner großen Freude am Ende seiner Karriere noch gemeinsam auf dem Spielfeld stehen durfte. Alex ist jederzeit für jeden Spaß zu haben und erinnert sich besonders gerne an die Bierprobe im Trainingslager zurück, bei der nach einer Blindverkostung das Kölsch zum Teamgetränk gekürt wurde. Man munkelt, dass seine aus Köln stammende Frau damals kein Spiel der Saison verpasst hat…

Nach berufs- oder studienbedingten Umzügen verschlug es die sechs zwischenzeitlich in andere Vereine: PJ landete in der Württembergischen Oberliga bei Sindelfingen und Schönbuch, Ente spielte bei der HSG Eider-Harde in der schleswig-holsteinischen Oberliga. Andy schaffte es bis in die 3. Liga nach Roding und machte zudem in Bielefeld, Friedberg und zuletzt in Göggingen Station. Tobi schloss sich dem TSV Friedberg an und wurde dort in der Bayernliga aktiv und Alex verschlug es zwischenzeitlich nach Göggingen. Die steilste Karriere hat ohne Frage Matte vorzuweisen: Der Rückraum Linke wurde bereits 2009 vom SC Magdeburg unter Vertrag genommen und kämpfte sich über TUSEM Essen und die Rhein Neckar Löwen zum HSC 2000 Coburg in die 1. Bundesliga. In der Saison 2011/2012 wurde er für das Allstarteam der Handball-Bundesliga nominiert. 2018 ging er für drei Jahre in die Schweiz und spielte dort für den BSV Bern Muri in der 1. Liga.

Nach diesen mal längeren und mal kürzeren Ausflügen kehrten alle sechs nach und nach wieder zu ihren Wurzeln nach Schwabmünchen zurück. 2023 streifte mit Andy schließlich auch der Letzte der gelb-blauen Eigengewächse wieder das Schwabmünchner Trikot über und der Truppe um die sechs Legenden gelang nach jahrelangem Vizekusen-Dasein endlich der langersehnte Aufstieg in die Landesliga, wo sie alle gemeinsam ihre letzte Saison spielten.

Nach teilweise 25 Jahren Handball, in denen sie ihre Farben immer mit voller Leidenschaft und Einsatz vertreten haben, beginnt für PJ, Ente, Tobi, Andy, Matte und Alex nun der Handballruhestand. Bei der Frage, was ihnen aus dieser Zeit am meisten in Erinnerung bleiben wird, sind sich alle sechs einig: Das Miteinander in der großen Handballfamilie und die Stimmung in der Halle. Nach der Handballkarriere wird der Fokus aller nun auf die eigenen Familien und Kinder gelegt. Da aber natürlich stets die Devise „Gewicht halten“ gilt, wird auch der Sport nicht zu kurz kommen: Tobi möchte seine Platzreife im Golf machen, Matte wird beim Tennis angreifen und Ente konzentriert sich zukünftig auf Inline- und Eishockey. Andy ist noch auf der Suche nach einem sportlichen Hobby, das etwas weniger Zeit in Anspruch nimmt, als es der Handball getan hat.

Der ein oder andere wird die Handballschuhe aber noch nicht endgültig an den Nagel hängen und zukünftig die dritte Männermannschaft unterstützen oder von der Tribüne aus mit Spielanalysen und Handballweisheiten für Unterhaltung sorgen – denn so ganz lässt einen dieser Sport dann doch nie los.

Jungs, danke für die gemeinsame Zeit, die gemeinsamen Erinnerungen und euer Herzblut, das ihr immer auf und neben der Platte gelassen habt! Viel Spaß bei allem, was jetzt kommt!